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Aktuelles

Die Dreigoschenoper

Die im Dunkeln sieht man nicht

 

Das fünfte Projekt der Backnanger Bürgerbühne ist mit Bertolt Brechts Dreigroschenoper ein Klassiker des modernen Theaters

 

Im Bandhaus-Theater herrscht wieder rege Betriebsamkeit, denn die Backnanger Bürgerbühne hat sich mit der Inszenierung der „Dreigroschenoper“ von Brecht/Weill ein weiteres ambitioniertes Stück Arbeit vorgenommen. Am Samstagabend 20 Uhr feiern die Laiendarsteller und ihre Gäste Premiere.

 

Von Carmen Warstat

 

BACKNANG. In der Woche zuvor wird auf Hochtouren geprobt, denn die Anforderungen an die Mitwirkenden könnten komplexer nicht sein. Kein Vierteljahr liegt es zurück, dass das Team seine Arbeit am Stoff um den legendären Gentleman-Räuber Macheath, genannt Mackie Messer, und den Bettlerkönig Peachum aufnahm. Damals sah Barbara Lackermeier, gebürtige Landshuterin und vom Bandhausdramaturgen Christian Muggenthaler als Regisseurin für das Backnanger Projekt vorgeschlagen, die Laiengruppe in ihrer gefeierten Aufführung der „Pension Schöller“ und hatte sofort Ideen für die Besetzungsliste der „Dreigroschenoper“.

 

Die viel beschäftigte Künstlerin bringt Übung in der Arbeit mit Laien mit und zeigt sich von der Grenzerfahrung zwischen Regiearbeit und Schauspielunterricht fasziniert. Sie ist Schauspielerin, Regisseurin und Autorin, regelmäßig auch als Systemischer Business Coach tätig, hat einen Märchenfilm gedreht und wird im nächsten Jahr ein selbst verfasstes Historienspiel um die Geschichte einer Hure im Nördlinger Raum auf die dortige Freilichtbühne bringen.

 

Am Brecht-Stoff reizt Barbara Lackermeier die Idee, ein armes Theater zu zeigen, eines, das ohne viel Requisite und aufwendiges Bühnenbild auskommen muss und kann, eine Oper, wie eben nur Bettler sie machen können, und eine, die sich auch Bettler leisten können, daher nämlich „Dreigroschenoper“.

 

Auch Christian Muggenthaler betont, dass Brecht seine Kunst bewusst als Volkstheater konzipierte und eben kein Staatstheater machte. Insofern passe die „Dreigroschenoper“ durchaus in das Laientheater. Zum aktuellen Saisonmotto des Bandhauses passt sie sowieso: Dieses untersucht die Situation von Arm und Reich in unserer Gesellschaft, hinterfragt die Wertvorstellungen, die uns prägen. „Solange der Mensch zuerst an seinem ökonomischen Wert gemessen wird, ist Brecht ohnehin aktuell“, meint Muggenthaler – deshalb bedürfe es keiner Aktualisierung oder modischen Aufhübschung seiner Arbeiten. Ganz bewusst sehe man die Inszenierung der „Dreigroschenoper“ auch als Abgrenzung zum Erfolgsprojekt „Pension Schöller“.

 

Die Regisseurin erläutert, dass sie hier erstmals sehr formal gearbeitet habe, geradlinig also mit absolutem Vorrang der Brecht’schen Texte vor allem anderen. Eine „gewisse Statik“ auf der Bühne habe sie angestrebt, um die Sprache wirken zu lassen – ein herausforderndes Unterfangen, „und dann“, sagt Lackermeier, „sind die Sachen von Brecht/Weill sauschwer zu singen.“

 

Die musikalische Leitung der Inszenierung liegt in den Händen von Catrin Müller (Gesang/Chor) und Gerhard Kleesattel (E-Piano). Catrin Müller hat die Schauspieler zunächst einzeln in Gesangsstunden betreut und bestätigt, dass es sich um ein überaus ambitioniertes Projekt handelt. Wie gehe ich singend mit meinem Körper um, welche Stimmlage habe ich eigentlich? Solche Fragen stellten sich die meisten zum ersten Mal, und natürlich war es erforderlich, den einen oder anderen Song in eine zur Stimme passende Tonart zu transponieren.

 

„Einmalig“ nennt Catrin Müller die Zusammenarbeit mit der Backnanger Bürgerbühne. Die Stimmung, das Klima, die Begeisterung für die Sache passen „zu 100 Prozent“ und tun ihr „richtig gut.“ Regisseurin Barbara Lackermeier bestätigt dies und merkt an, dass die Motivation zwischen Darstellern und Regieteam eine gegenseitige sei.

 

Im Bandhaus weiß man das „Wahnsinnsengagement“ der Laien von der BBB schon seit geraumer Zeit zu schätzen. Die Atmosphäre sei unvergleichlich. Dazu gehört auch, dass eine der Darstellerinnen für die Mittagszeit eine warme Suppe für alle vorbereitet hat.

 

„Schon cool, die Leute hier in Backnang“, findet Jasmin Meindl. Juliane Putzmann und Christian Muggenthaler lächeln zustimmend.

 

  Premiere ist am Samstag, 28. Januar, 20 Uhr. Weitere Aufführungen: 29. Januar und 11. Februar um 19 Uhr, 12. Februar um 18 Uhr, 18. Februar um 19 Uhr, 19. Februar um 18 Uhr, 22. April um 19 Uhr, 23. April um 18 Uhr, 6. Mai um 19 Uhr und 7. Mai um 18 Uhr.

 

Quelle: Backnanger Kreiszeitung Stadt & Kreis, 25.01.2017

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