Von Claudia Ackermann
BACKNANG. Es ist die erste Produktion der neuen Jungen Backnanger Bürgerbühne. Bei der Premiere im ausverkauften Bandhaus Theater erlebten die Besucher eine reizende Aufführung des Stückes „Der kleine Prinz“ nach Antoine de Saint-Exupéry.
Vielseitiges Talent beweisen die elf Laiendarsteller, die sich zur Jungen Backnanger Bürgerbühne zusammengeschlossen haben. Sie meistern mit Bravour ihre Rollen, singen, und sechs von ihnen spielen außerdem ein Instrument. Das gesamte Ensemble befindet sich während der einstündigen Aufführung ununterbrochen auf der Bühne. Mal übernimmt ein Darsteller die Rolle des Sprechers, mal die ganze Gruppe.
Geräusche, die nach einem Flugzeugabsturz klingen, sind zu hören. Der Song „A horse with no name“ erklingt, gesungen und musikalisch begleitet von den Darstellern. Ein Pilot (Ruben Wiesenthal) ist in der Wüste „vom Himmel gefallen“. Als Requisiten des Szenarios dienen ein ausgebauter Autositz und ein Ventilator. Die Rolle des Kleinen Prinzen, der nicht von der Erde stammt und dem Piloten von seinen Reisen zu verschiedenen Planeten erzählt, ist dem 17-jährigen Oskar Bentele wie auf den Leib geschrieben. In langer „Prinzenjacke“ und Moonboots entführt er mit Sanftmut und neugierigem oder auch traurigen Blick auf die Dinge in den verschiedenen Welten. Von einem kleinen Planeten mit drei Vulkanen und einer Rose (Janine Kölz) stammt er. Liebevoll hat er das eitle und schöne Gewächs umsorgt.
Die fantasievolle Geschichte (Inszenierung: Juliane Putzmann) ist ansprechend für Kinder und Erwachsene. Auf seine Reisen begibt sich der Kleine Prinz, indem er auf einer Schaukel bis nah an die erste Zuschauerreihe schwingt. Er trifft auf einen einsamen König (herrlich dargestellt von Willy Lachenmaier mit Krone, majestätischem Umhang und langen Unterhosen), der keine Untertanen zum Befehligen hat. Oder er begegnet dem Laternenanzünder (Philipp Hohnerlein) auf dem kleinsten Planeten, dessen eintöniges Leben nur aus dem an- und ausmachen des Lichtes besteht. Allein ist auch die Geschäftsfrau (Sarah Thietje), die mit einer Rechenmaschine die Sterne verwaltet: „Ich bin eine ernsthafte Frau.“ Seiner Einsamkeit mit Alkohol zu entgehen, versucht der resignierte Säufer (Max Idler). Jeder ist in seiner eigenen Welt gefangen und isoliert.
Besonders lebendig und abwechslungsreich ist die Inszenierung durch die musikalischen Einlagen. Da wird etwa David Bowies „Space Oddity“ angespielt, an der Gitarre Philipp Hohnerlein. In die Tasten des Klaviers und E-Pianos greifen drei Darsteller entweder gemeinsam oder abwechselnd (Max Idler, Lei Heckel, Sarah Thietje). Willy Lachenmaier ergänzt mit Perkussion und Sofie Aspacher, die als Wüstenblume auftritt, spielt Ukulele und singt Soloparts. Die musikalischen Arrangements stammen von Steffen Münster, der Lehrer an der Jugendmusikschule Backnang ist.
Auf seinen Reisen trifft der Kleine Prinz auf eine Geografin (Lei Heckel), die nur Sinn für die Erfassung der Gesteinsformationen der Welt hat oder auf eine Schlange (Alicia Rieker), bekleidet mit einem Overall. Für Kostüme und Bühnenbild ist bei der Inszenierung Michael Lindner zuständig. Im Hintergrund glitzern die Sterne, und selbst Klavier und E-Piano sind mit Glitzerstoff bedeckt. Am Ende der Odyssee lernt der Kleine Prinz einen Fuchs kennen, rührend dargestellt von Serina Wiesenthal, der sich zähmen lässt und ihm Antworten auf seine Fragen und das große Geheimnis des Lebens gibt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Mit langanhaltendem Applaus und begeisterten Bravo-Rufen wurde die gelungene Premiere belohnt.